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Monatsversammlung vom 5. September 2022

Präventions-Polizist Andreas Bläsi räumte vor rund 60 Pantherinnen und Panthern mit Vorurteilen auf und gab wertvolle Ratschläge.

Am Anfang stand eine Panne. Es fehlte ein Kabel zwischen dem Computer des Polizisten und der Projektionsanlage im QuBa. Doch die Panne erwies sich als Segen. Wachtmeister Andreas Bläsi von der Kantonspolizei Basel-Stadt erzählte eineinhalb Stunden lang nicht nur sachkundig und verständlich, sondern auch schlagfertig und mit Witz, so dass gar niemand im Saal die Präsentation auf der Leinwand vermisste.

Einbruch als Hauptgeschäft
Andreas Bläsi ist bei der Kantonspolizei Basel-Stadt seit Jahrzehnten in der Prävention von Straftaten tätig. Rund 70 Prozent seiner Arbeitszeit widmet er dem Thema Einbruch. Es ist eines der häufigsten Delikte in der Schweiz. Die Polizei besucht nach jedem Einbruch die Geschädigten, um mit ihnen eine Verbesserung der Sicherheit zu erreichen.
Aber auch wer sich unsicher fühlt und etwas gegen mögliche Einbrüche tun will, erhält von der Kantonspolizei eine individuelle, neutrale und kostenlose Beratung. «Was und wie sie unsere Ratschläge umsetzen, ist dann nicht mehr unsere Sache», sagte Andreas Bläsi und riet dazu, vor jeder Massnahme in Mietobjekten auf jeden Fall die Eigentümer respektive die Verwaltung zu kontaktieren.
Einbruchs-Prävention ist nicht nur wegen der gefährdeten Wertsachen wichtig, sondern auch aus seelischen Gründen. Rund ein Viertel der von Einbruch betroffenen Personen hat in der Folge «massive psychische Probleme». Mehrmals hat Bläsi es erlebt, dass Leute aus diesem Grund den Wohnort wechseln mussten.
Der nächtliche Einbrecher, der mitten in der Nacht plötzlich mit einem Messer im Schlafzimmer steht, kommt zwar vor, ist aber gemäss Bläsi die Ausnahme. Die meisten Einbrüche passieren am helllichten Tag, zwischen 10 und 16 Uhr, wenn die Bewohnerinnen und Bewohner bei der Arbeit oder sonstwie unterwegs sind. Besonders gefährdet sind Einfamilienhäuser mit nur schwer einsehbaren Gartensitzplätzen. Bei Mehrfamilienhäusern sind es die Wohnungen im Parterre.

Schnell und scheu
Ein weiteres Vorurteil ist, Einbrecher hätten es auf die Villen vermögender Leute abgesehen. «Falsch», sagt Wachtmeister Bläsi. Die Täter wüssten, dass solche Häuser stark gesichert sind. Geld oder Wertsachen befinden sich bei den «Reichen» in einem schweren Tresor, der für den oder die Täter kaum zu knacken oder abzutransportieren ist.
Einbrecher konzentrieren sich auf Häuser oder Wohnungen, die aus baulichen Gründen leicht und rasch zu öffnen sind. Erfahrene Täter erkennen beim Gang durchs Quartier rasch, woran sie sind. Der «normale» Einbruch dauert nur wenige Minuten, denn die Täter wissen gut, wo üblicherweise Geld oder Schmuck zu finden ist, und etwas anderes wollen sie nicht.
Seinen Schmuck im Schlafzimmer unter der Wäsche zu verstecken, ist demzufolge keine gute Idee. Auch der Tiefkühler ist längst als Schmuckschatulle bekannt. Bläsi rät dazu, ein Versteck zu suchen, das der Täter in seiner kurzen Anwesenheit kaum finden kann, beispielsweise in einem grossen Bücherregal ein einzelnes «hohles» Buch.
Dass es zu einer direkten Begegnung zwischen Täter und Opfer kommt ist selten. In der Regel wird der Täter sofort fliehen, wenn er etwas hört. «Der Einbrecher ist wie ein scheues Reh», sagte Andreas Bläsi.
Ein wichtiger Ratschlag für viele Seniorinnen und Senioren: «Es gibt heute keinen Grund mehr, Bargeld in der Wohnung aufzubewahren!»

Tun, was der Täter verlangt
Auch dies überraschte: Bei der Mehrzahl der Raubüberfälle sind die Opfer zwischen 18 und 26 Jahre alt. Falls wir als ältere Menschen bedroht und zur Herausgabe von Portemonnaie oder Handy aufgefordert werden, solle man alles tun, was der Täter verlangt, erklärte Bläsi. Anschliessend aber solle man sofort die Polizei benachrichtigen. Könne man eine Beschreibung des Täters geben, sei dies umso besser. Es sei aber verständlich, dass sich viele Überfallene anschliessend kaum mehr an etwas erinnern.
Wer sich auf einem nächtlichen Gang, zum Beispiel ins Theater, unsicher fühle, solle sich nach Möglichkeit mit anderen zusammentun oder sich ein Taxi leisten.

Der Schock-Anruf
Schliesslich ging Wachtmeister Bläsi auch auf die Kriminalität per Telefon ein. Nachdem der Enkeltrick und andere Maschen allgemein bekannt sind, kommt nun der «Schock-Anruf» zur Anwendung. Dabei versuchen die Anrufenden, glaubhaft zu machen, es befinde sich ein nahes Familienmitglied in höchster Not und könne z.B. nur operiert werden, wenn man eine bestimmte Summe an jemanden übergebe, der sie abholen komme.
«Die Leute, die auf solche Anrufe hereinfallen sind keinesfalls dumm», sagte Bläsi. Die Täterinnen und Täter seien psychologisch geschult und wüssten genau, wie man Menschen unter Druck setzt. Man solle in solchen Fällen auf sein «Bauchgefühl» hören und möglichst rasch mit einem Menschen des nächsten Umfelds Kontakt aufnehmen, bevor man etwas unternehme.
Das Publikum zeigte sich äusserst interessiert und die Fragen sprudelten lebhaft in dieser von Marc Joset moderierten Veranstaltung. Co-Präsident Peter Howald sagte zum Abschluss, die Polizei biete das Gespräch an und suche den Kontakt zur Bevölkerung. Dies gelte es wahrzunehmen.

Heinz Weber